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Heft1

Caesar, Bernd: Johann Baptist Uhlmann, Klufterner Pfarrer in den Revolutionsjahren 1848 und 1849 /
Verf.: Bernd Caesar. Hrsg.: Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern e.V., (AHK). – Kluftern 1995 

Inhaltsverzeichnis

  • Die Zeit um 1848 
  • Pfarrer Uhlmanns Amtsantritt in Kluftern 
  • Das Revolutionsjahr 1848 in Kluftern 
  • Stockach 9. März 1848 
  • Der berühmte Volksredner Uhlmann in Markdorf und Meersburg 
  • Bürgermeister Reuther will unfähige Lehrer entlassen können 
  • Klufterner greifen zu den Waffen 
  • Die verhinderten Teilnehmer am Heckerzug aus Kluftern und Markdorf 
  • Klufterns Kampf für Pfarrer Uhlmann, Suspendierung des Bürgermeisters 
  • Kluftern droht mit Austritt aus der katholischen Kirche 
  • Vertrauensschwur in Kluftern, Huldigungseid in Markdorf 
  • Pfingsten 1849 in Kluftern, ein Festtag 
  • Der Kriegsgefangene Uhlmann 
  • Ein gebrochener Mann 
  • Ende der Ideale, Schlußbemerkung 
  • Quellennachweis 


Pfarrer Johann Baptist Uhlmann war in seiner Amtszeit in Kluftern ein engagierter Kämpfer für die Verbesserung der sozialen Lage der kleinen Leute. Er richtete einen Sozialfond ein und stand auf der Seite der deutsch-nationalen Revolutionäre in den Jahren 1848/49. Als Redner trat er in großen Versammlungen dieser Revolutionszeit im westlichen Bodenseegebiet auf. Seine Gemeinde stand fest zu ihm, auch als er  wegen seiner politischen Überzeugungen vom Amt suspendiert wurde. 
Uhlmann wurde nach Zerschlagung der Revolution zu einer Zuchthausstrafe verurteilt, vorzeitig aus der Haft entlassen und als Emigrant nach Amerika abgeschoben.

Auszug:

“Nicht wenige Pfaffen gaben sich in jüngster Zeit alle Mühe, den entschiedenen Charakter unseres tüchtigen Pfarrers Uhlmann dadurch zu besudeln, daß sie ihm zur Last legen, er habe um Aufhebung seiner Suspension höheren Orts gebettelt; was wir hiermit als schandreiche Lüge erklären. Schon im ersten Schreiben in diesem Betreffe an das Ordinariat verlangte unser Pfarrer Gerechtigkeit, nicht Gnade, und hierbei blieb er bis heute stehen. An den Oberkirchenrath richtete er ein einfaches Schreiben, in welchem er seine Suspension eine unverschuldete nannte und auf Untersuchung drang. Von einem Bittgang nach Freiburg oder Karlsruhe war nie die Rede, namentlich hätte er Oberkirchenrath Laubes in dem nur 2 Stunden von hier gelegenen Meersburg treffen können, unterließ es aber, um den Verdacht der Bettelei von sich ferne zu halten. Es ist überhaupt sonderbar, daß die Pfaffen eifersüchtig sind, wenn sie noch einen tüchtigen Mann in ihrer Zunft haben. Wir dagegen erklären: Pfarrer Uhlmann ist seit 20 Jahren bis heute derselbe entschiedene Volksmann, der er überall war. Wir achten und schätzen ihn, weil er in Schule, Kirche und materieller Beziehung in 3 Jahren hier mehr geleistet, als ein dutzend Pfaffen in 30 Jahren leisten. Es mag den überall gehaßten Pfaffen freilich wehe thun, wenn sie sehen, wie Pfarrer Uhlmann hier mit 1000 fl besoldet wurde; dies geschah, weil wir ihn von Oben verfolgt nicht im Stiche lassen wollten. Wäre er vom Kaliber unseres Pfarrverwesers Pypus, des bekannten Teufels- und Rollhafenmalers, wir hätten bei dieser Gelegenheit ihn allerdings schon in den ersten 14 Tagen freudig und auf immer verabschiedet. Um welchen Preis wir Pfarrer Uhlmann bei uns wünschen, sagt folgendes Schreiben: 

Hochwürdigstes Ordinariat!

Die Suspension des Pfarrer Uhlmann in Klufterrn betreffend.

Durch das großherzogliche Justizministerium wurde die gerichtliche Untersuchung gegen unsern auf niedrige Verleumdung hin suspendierten Pfarrer Uhlmann aufgehoben; dies wurde auf unsere Nachfrage durch Pfarrer Uhlmann Anfang März d. J. Hochdemselben mit der Bitte um Suspensionsaufhebung mitgetheilt, ohne daß das unserm Pfarrherrn so wie der Gemeinde hierdurch zugefügte Unrecht und Schaden ausgeglichen wurden. Wie es Christen und Männern geziemt, sahen wir zu unserem größten Nachteile nun ein ganzes Jahr zu, wie das segensreiche Wirken unseres tüchtigen Pfarrherrn unverschuldet unterbrochen und durch einen ebenso unwissenden als unsittlichen Stellvertreter gestört wurde.

Die Gemeinde erklärt sich hiermit nun feierlich, wenn bis in 4 Wochen die Suspension unsers Pfarrherrn nicht aufgehoben wird, so sind wir von unserer seitherigen Religionsgenossenschaft getrennt und bilden eine freie christliche katholische Gemeinde, denn wir wollen keine oberste kirchliche Behörde, die keinen Mut hat, ihre Untergeordneten gegen Unrecht zu schützen und die Ehrenmänner ihres Dienstes entsetzt, während unwissende und sittenschlechte Priester, wie es eine große Anzahl giebt, ungestraft und zum Verderben ihrer Gemeinden ihr Sündenleben fortführen. Mit der Übergabe dieses Schreibens beauftragen wir unsern Bürgermeister. 

Kluftern, 8. Mai 1849.
Gemeinderat und Stiftungsvorstand.

Mitgeteilt im Namen der Gemeinde
Bürgermeister Reuther”


Stadtarchiv Konstanz: Tageszeitung Seeblätter, Konstanz, 31.5.1849