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Heft3

Feierabend, Paula: Erinnerungen zur Ortsentwicklung von Kluftern, Lipbach und Efrizweiler im 20. Jahrhundert / Verf.: Paula Feierabend. Hrsg.: Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern e.V., (AHK). – Kluftern 2000

Inhaltsverzeichnis

  • Kluftern im Bodenseekreis 
  • Baugebiete und Bautätigkeiten 
  • Öffentliche Gebäude und Einrichtungen 
  • Wechselvolle Postgeschichte 
  • Handel und Gewerbe 
  • Müllentsorgung – Recyclinghof – Kreismülldeponie Weiherberg 
  • Technische Entwicklung in Haus und Hof 


Paula Feierabend, 1916 im Nachbarort Spaltenstein geboren, erzählt vom Leben in Kluftern. Aus dem Blickwinkel des eigenen Erlebens ist dabei der Stolz über Erreichtes und die Ehrfurcht über Vergangenes zu spüren, aber auch das Staunen und die Sorge um die Zukunft.

Auszug

Wechselvolle Postgeschichte in Kluftern

Aus einem Bericht von Herrn Erwin Rilling, ehemals Postmeister in Friedrichshafen, geht hervor, dass bereits seit 1865 die Orte Kluftern, Efrizweiler und Lipbach von Landpostboten zu Fuß oder vielleicht von Karriolposten (2rädriger Briefpostwagen) der Posthalterei Markdorf bis zum vorigen Jahrhundert bedient worden seien. Es ist interessant, dass die Stadt Markdorf mit dem vorher genannten Datum einen Postkurs Markdorf – Kluftern über Schnetzenhausen nach Friedrichshafen verlangt hat. Das übergeordnete Postamt Stockach anerkannte das Gesuch, musste es jedoch wegen der schlechten Straßenverhältnisse “… bei Gegenverkehr lebensgefährlich…” ablehnen. Trotz wiederholter Bittgesuche der Stadt Markdorf blieb der Wunsch bis 1872 unerfüllt. Man solle erst eine ordentliche Straße bauen, war die Forderung.

Aus der fortlaufenden Entwicklung ging hervor, dass Kluftern fernsprechmäßig schon im Jahre 1900 mit der Einrichtung einer Fernsprechvermittlungsstelle in Markdorf versorgt war. Auch heute noch gehört Kluftern zum Telefonnetz Markdorf. Der Bau der Bodenseegürtelbahn 1901 hat Kluftern auch postalisch aufgewertet. So wurde bereits am 1. April 1906 eine Poststelle im Gasthaus “Zur Traube” eingerichtet. Posthalter war bis 1920 der Wirt Roman Späth und anschließend sein Sohn Ernst Späth. Die Poststelle war rechts vom Eingang in einem gesonderten Raum der Gaststätte untergebracht. Von 1920 bis 1924 übernahm Hermann Gröber in der Immenstaader Straße Nr. 9 die Poststelle im eigenen Haus. Ihm folgte bis 1937 seine Frau Maria. Schon zu dieser Zeit half die spätere Posthalterin Frieda Gröber ihrer Mutter bei der Abwicklung der Postgeschäfte. Der Postdienstraum war durch eine Absperrung von den Postkunden getrennt. Der Telefonsprechapparat mit Kurbel wurde den Kunden über die Schranke gereicht. Erst später gab es eine eigene Fernsprechzelle.

Postzusteller für die ganze Gemeinde war von 1911 bis 1938 Johann Fürst, welcher auch die Post nach Raderach zu Fuß bringen musste. Die Post kam morgens um acht Uhr mit der Bahn an, wo der Postbote diese in einem Sack entgegennahm. Um 12:30 Uhr war wieder ein Bahnhofsgang notwendig, die angefallene Post wurde dem Mittagszug mitgegeben.