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Als in Kluftern noch Wein angebaut wurde

Südkurier-Skol vom 15.04.2006 von HENRY SCHULZE

Buchautor Ernst Haller berichtete über die Geschichte des Weinbaus am Bodensee und im Hinterland

Recht schmecken würde uns dieser Wein heute jedoch nicht, da der damalige Elbling noch wesentlich saurer war als der heutige”, meinte Ernst Haller. Der Weinhistorienforscher aus Fischbach – er schrieb das Buch “Seewein” – referierte am Donnerstagabend über die Geschichte der Bodensee-Weine referierte vor etwa 30 interessierten Zuhörern im Ausstellungsraum von “Wohnen für Jung und Alt” in Kluftern. Hauptthema hierbei war die Weinbaugeschichte in Kluftern und der näheren Umgebung.

Auch in Kluftern zeugen noch wenige Straßennamen von der einstigen Hochzeit der Weine. Seit einigen Jahren wird die alte Tradition des Weinbaus in Kluftern durch den Hobbywinzer Günter Löchter wieder belebt. Mit viel Liebe pflegt er seine 99 Rebstöcke. Drei alte Weinsorten reifen in seinem Garten. Vom ausgezeichneten Geschmack konnten sich die Gäste bei einer anschließenden Weinverkostung überzeugen.

Die Geschichte der Weine am Bodensee begann mit dem Einzug der Römer etwa im Jahr 16 vor Christus am Bodensee. Diese brachten den ersten, sehr sauren Elbling mit. Die ersten Weinanbaugebiete lagen am südlichen Bodenseeufer bei Bregenz. Bald danach wurde Wein in Manzell und später überall am Bodensee angebaut. Nach etwa 400 Jahren, mit Einzug der Bier trinkenden Alemannen, kam der Weinbau fast völlig zum Erliegen.

Ab dem 9. Jahrhundert förderten die Klöster den Weinbau und entwickelten ihn weiter. Die meisten Winzer damals waren jedoch sehr arm, da sie viele Abgaben an den Hof- und Weingutbesitzer zu tätigen hatten. Kaiser Karl der Große förderte den Weinbau und führte Anbaumethoden aus Italien ein. Um 1700 hat sich der Weinbau in der Region verdreifacht. Der damalige Verbrauch von Wein lag zwischen 150 bis 200 Litern pro Person im Jahr. Im 30-jährigen Krieg ging der Weinanbau drastisch zurück, da fast alle Höfe verwaisten. Hinterher erholte sich zwar der Rebbau, jedoch wurde nun nur noch auf Masse produziert, was die Qualität stark beeinträchtigte.

In den folgenden Jahren ging der Weinbau erneut stark zurück. Die Hauptgründe dafür waren der sich ändernde Volksgeschmack zu Bier, Brandtwein, Kaffee und anderem, das Aufkommen von süßeren Weinen, beispielsweise aus Italien, die Industrielle Revolution und später der erste und zweite Weltkrieg.

Ernst Hallers Buch “Seewein” ist im Buchhandel erhältlich.