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Klufterner Geschichts-und Kunsttag

SZOn – Schwäbische Zeitung Online vom 22.09.2003 von ELKE OBERLÄNDER

Traubenkunst und altes Handwerk

KLUFTERN – Kunst und Wein, Heimat und Handwerk: In Kluftern webt alles ineinander. Wie viel die Ortschaft zu bieten hat, das war gestern beim Klufterner Geschichts- und Kunsttag nicht zu übersehen.

Den längsten Applaus in der übervollen alten Klufterner Kirche St. Gangolf bekam Luise Marcinkowski. Ortsvorsteher Leo Benz dankte der Autorin der “Geschichte der Handwerksbetriebe in Kluftern” für die “profunde Arbeit”. Das neue Heft des Arbeitskreises Heimatgeschichte Kluftern (AKH) sei ein “wertvoller Baustein zur Erschließung und Erforschung der Geschichte des Ortes”. An der Arbeit des AKH schätzt Benz nach seinen Worten am meisten, dass die Gruppe versuche, auch die Allgemeinheit für ihre Forschungen zu interessieren. Wie zum Beispiel mit dem Klufterner Geschichts- und Kunsttag.
Einige Fotos aus dem Handwerkerheft sind seit gestern auch in der Treppenhausgalerie des Klufterner Rathauses zu sehen, zusammen mit zahlreichen anderen Portraits von Klufterner Bürgern. “Menschen meiner Wahlheimat” nennt der Fotograf Günther Schulze seine Ausstellung. Die 32 Bilder, auf denen sich zahlreiche Klufterner Einwohner wieder finden, sind im Lauf der letzten sechs bis sieben Jahre entstanden. Wagnermeister Franz Wurst ist ebenso im Portrait zu sehen wie Apothekerin Beatrix Popp oder Dorfschmied Guido Zimmermann. Während es drinnen um die Menschen ging, beherrschte draußen auf dem Rathausplatz das Thema Wein die gezeigten Kunstobjekte. Die Gruppe “Künstler in Kluftern” (KIK) hat eine gemeinsame Trauben-Kunstinstallation präsentiert. Außerdem individuelle Objekte zum Thema, die jedoch im dichten Gedränge fast untergingen. Immerhin ist der Weinbau auch ein altes Klufterner Handwerk, wie das Ortswappen mit den Weintrauben beweist. Für den Klufterner Ortsvorsteher erschließt sich der Zusammenhang von Kunst und Wein ganz mühelos: “Kunst ist zwar nicht das Brot”, sagt Leo Benz, “aber der Wein des Lebens.”
Womit wir bei Günter Löchter und der Winzerkunst wären. Der Hobby-Weinbauer hat den Besuchern auf dem Rathausplatz mit seiner Weinprobe einen ganz praktischen Zugang zum Thema des Tages eröffnet. Welch besondere Bedeutung der Wein in Kluftern seit jeher hat, belegte Bernd Caesar mit einem Rückblick auf die Entstehung der Klufterner Kirche. Als die alte Kirche 1626 abgerissen wurde, mussten die Handwerker und Bauern Material, Arbeit und Geld für die neue Kirche aufbringen, sagte der Vorsitzende im Arbeitskreis Heimatgeschichte. “Und wer kein Geld hatte, lieferte Wein ab.” Damals wie heute gilt offensichtlich, was OB Büchelmeier am Sonntag vor Ort feststellte: “Die Klufterner lieben und pflegen ihre Heimat.”

skol – Südkurier Online vom 22.09.2003 von BRIGITTE GEISELHART

Einen Schoppen auf die Heimatgeschichte
Volksfeststimmung beim ersten “Klufterner Geschichts- und Kunsttag” am gestrigen Sonntag

Bei strahlendem Sonnenschein strömten Hunderte Menschen rund um den Ortskern, um sich beim gestrigen “Klufterner Geschichts- und Kunsttag” mehr über die geschichtlichen Wurzeln und die kulturelle Vielfalt des Häfler Stadtteils zu informieren. Die Stimmung erreichte mindestens Volksfestniveau. Organisiert wurde die gelungene Veranstaltung vom Arbeitskreis Heimatgeschichte Kluftern (AHK) und von der Gruppe “Kunst in Kluftern” (KiK).


Friedrichshafen-Kluftern – Satter Big Band-Sound in der ehrwürdigen alten St. Gangolf Kirche? Kein Problem am gestrigen Nachmittag. Die jungen Musiker des Graf-Zeppelin-Gymnasiums unter der Leitung von Esther Meuth-Binder intonierten “I’m beginning to see the light” und trafen damit auch symbolisch genau den richtigen Ton. An geschichtsträchtiger Stelle blieb es Bernd Caesar, dem Vorsitzenden des AHK vorbehalten, ein bemerkenswertes, fast einhundert Seiten starkes und mit 46 historischen Bildern geschmücktes Büchlein vorzustellen, das von einem echten Klufterner Urgestein zu Papier gebracht wurde. Mit der Veröffentlichung des 5. Klufterner Heftes unter dem Titel “Handwerksbetriebe in Kluftern” von Luise Marcinkowski (siehe auch eingeklinktes Bild) wurde ein weiteres Stück Zeitgeschichte zu Papier gebracht. Detailliert geht die 88-jährige Alt-Lipbacherin auf die Tradition und die historischen Wurzeln zehn verschiedener Handwerksbetriebe ein, die das tägliche Leben Klufterns über viele Jahrzehnte geprägt haben. “Die Erforschung der Heimatgeschichte wird immer mehr zu einer Aufgabe, die nicht hoch genug geschätzt werden kann”, würdigte Ortsvorsteher Leo Benz die Autorin und sprach von einem “geschichtlichen Baustein”, der durch profunde Arbeit und mühevolle Nachforschungen zustande gekommen sei. Das Titelbild des 5. Klufterner Heftes zeigt übrigens den Klufterner Schmied Guido Zimmermann, fotografiert wurde er von SÜDKURIER-Mitarbeiter Günter Schulze.Wer das Klufterner Wappen kennt, weiß dass sich im badischen Ortsteil Friedrichshafens vieles um die Traube und alles, was man daraus machen kann, dreht. Kein Wunder also, dass sich die “Trauben-Kunstinstallation” lokaler Künstler auf dem Rathausplatz vielfältig und künstlerisch phantasievoll präsentierte. Ein Anziehungspunkt erster Güte war der Stand von Günter Löchter, dem “größten und gleichzeitig kleinsten” Winzer Klufterns. Kaum einer der Besucher ließ es sich entgehen, einen naturreinen und ökologisch angebauten Tropfen Spätburgunder oder Gutedel auf der Zunge zergehen zu lassen. Erstaunt wurde zur Kenntnis genommen, dass im Jahr 1818 in Kluftern nach den Aufzeichnungen von Pfarrer Hahn noch 27,5 Fuder Wein, was 31790 Litern entspricht, verarbeitet wurden! Ein weiteres Muss: Die Ausstellung im Rathaus von Günther Henry Schulze mit “Portraits Klufterner Bürgerinnen und Bürger.” Ein Blick in die Gesichter lohnt sich. Und: Wann hat man den ehemaligen Oberbürgermeister Bernd Wiedmann schon einmal als perfekt ausgerüsteten Inline-Skater gesehen!Fazit nach einem langen, aber nie langatmigen Nachmittag: Sichtliche Zufriedenheit bei Besuchern und Organisationsteam. Und die Erkenntnis, dass es in punkto Geschichte und Kunst aus Kluftern auch in Zukunft noch vieles zu hören gibt.